Zweimal hölzerne Kunstwerke auch selbst erlegt

Zweimal hat Heinz Stumpe sein Kunstwerk mutwillig selbst zerstört und sich sogar darüber gefreut. In 180 Fällen überließ er es jedoch anderen. Der 70-jährige Rentner aus Dissen ist seit 50 Jahren "Adlermacher". Er selbst "erlegte" den Vogel 1973, als er Bierkönig wurde, und im Jahr 1981, als er sich zum Schützenkönig aufschwang.
Von der Handwerkskunst des früheren Tischlers Heinz Stumpe profitierte in den zurückliegenden Jahren allein der Schützenverein Erpen-Timmern, in dem er mittlerweile den Rang eines Oberleutnants bekleidet. Bis vor kurzem war er Fahnenoffizier und ging stolz den Majestäten voran. '"'Mein Herzblut hängt eben am Schützenwesen!'"'

Als er 18-jährig in den Traditionsverein am Timmerwald eintrat, fertigte noch Franz Plümer den Holzadler für den Erwachsenenkönig und einen kleineren für den Kinderkönig. Weil er vom Fach war, folgte Heinz Stumpe 1954 der Bitte des Vereins und begann mit dem Schnitzen des Bierkönigsadlers.

Das ging zehn Jahre so, bis Plümer aus Altersgründen Säge und Hammer aus der Hand legte. Jetzt galt es für Stumpe, jährlich vier der hölzernen Vögel herzustellen: je einen für den Schützenkönig und den Bierkönig, einen für den Kinderkönig und einen für die Kaffeekönigin. Zwei kleine und zwei große also, denn der Schützen- und Bierkönigsadler misst 90 mal 90, der für Kinder und Kaffeekönigin 70 mal 70 Zentimeter.

Aus abgelagertem Lindenholz in 30 Millimeter Stärke sind sie alle, die großen werden mit dem Kleinkaliber-, die kleinen mit dem Luftgewehr abgeschossen. Hängen sie in 50 bzw. zehn Meter Entfernung in der Schießbahn am Pfahl, so tragen sie vor dem ersten Schuss noch alle Insignien: Krone, Kopf, Zepter, Reichsapfel, linken und rechten Flügel, linke und rechte Kralle, Stoß sowie das Objekt der Begierde, den Rumpf.

Während Kopf, Rumpf, Flügel, Krallen und Stoß silbergrau-schwarz bemalt sind, sind Krone, Zepter und Reichsapfel in Rot und Blau gehalten, die Kreuze auf Krone und Reichsapfel in Gold. Die Bemalung überlässt Heinz Stumpe einem Fachmann, Malermeister Hinghaus. Auch das Drechseln der runden Teile - Krone, Zepter und Reichsapfel - verrichtet er nicht selbst, sondern ein Bekannter.

Alle zehn Teile werden in Erpen-Timmern einzeln abgeschossen, wenngleich auch manchmal mehrere zusammen fielen. Für Heinz Stumpe heißt das, die einzelnen Insignien mit Holzdübeln ordentlich zu verankern. Dass dies auch fachgerecht geschieht, dafür hat er in seiner Werkstatt im Keller seines Hauses an der Berliner Straße etliche Werkzeuge stehen, die er perfekt zu benutzen weiß.

Noch immer hat er vier Adler als Vorrat in der Werkstatt. Jetzt, mit 70 Jahren, möchte er die Arbeit jedoch langsam ausklingen lassen. Dem Osnabrücker Schützengau war die 50-jährige ehrenamtliche Tätigkeit denn auch eine Ehrung wert, die jüngst beim Schützenfest stattfand. Und als weiser Mann hat sich Heinz Stumpe bereits um einen Nachfolger bemüht, dessen Namen er jedoch nicht nennt: '"'Ich habe schon einen in Sicht, der wird jetzt behutsam vorbereitet.'"'